STARTSEITE

Donnerstag, 8. August 2019

Bernhard Amann: Ein "Ombudsman" für alle Vorarlberger

Bernhard Amann Vizebürgermeister der Stadt Hohenems

Zur Biografie:
Bernhard Amann, Diplomsozialarbeiter, selbständig, Jg. 1954, zwei Töchter, ein Sohn.

Eine Chronik der Unruhe. Der politische Lebenslauf von Bernhard Amann in nackten Zahlen und Tatsachen. Eine Kompetenzgeschichte. Ein Beleg für Lernen, Planen, Hoffen und Arbeiten.

1974 Aufbau eines Gemeinwesenarbeitsprojektes in der Siedlung Tiergarten in Hohenems

1975-1982 Gründung, Aufbau und Betrieb des autonomen Jugendzentrums Konkret in Hohenems

1979-1987 Vorsitzender des Dachverbandes der Vorarlberger Kommunikations- und Freizeitzentren (in dieser Zeit wurde ein Fördergesetz für autonome Jugendzentren durch die Vbg. Landesregierung beschlossen)

1985-2008 Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Österreichischen Jugendzentren, soziokultureller Einrichtungen und Initiativgruppen (ARGE JUZI)

1990 bis laufend Aufbau und Errichtung der ersten Kontakt- und Anlaufstelle für GebraucherInnen illegaler Substanzen (Ex & Hopp in Dornbirn) als Obmann

1992 bis laufend Gründung des Kulturvereines Transmitter als Obmann (alljährliches internationales Transmitterfestival)

1992-1998 Engagement für die Implementierung eines freien Radios, welcher seit 10 Jahren als Radio Proton in Betrieb ist

1994 bis laufend Gründung der BürgerInnenliste "Die Emsigen" in Hohenems

1995 Einzug mit 2 Mandaten in die Hohenemser Stadtvertretung

1996 bis laufend Vorstandsmitglied in der IG-Kultur Vorarlberg als Kassier und Ländervertreter in der IG-Kultur Österreich (1996-1998), Aufbau des IG-Büros Vorarlberg (im Jahr 2000 eröffnet)

1997-2003 Gründung und in der Folge organisatorischer Leiter des "Universitätslehrganges für Sozialpädagogik und soziokulturelle Animation in offenen Handlungsfeldern" (Uni Graz); Bernhard Amann ist Mitglied des Exekutive Komitee des ECYC(European Confederation of Youth Club Organisation)*.

1998 Mitbegründer des Selbsthilfevereines "Starke Süchtige" (betroffene DrogengebraucherInnen sind in diesem Verein organisiert)

1998-2000 Schriftführer der IG-Kultur Österreich

1999 bei der Landtagswahl erreicht Bernhard Amann als Spitzenkandidat der Liste "VAU-HEUTE" 2,3% der Stimmen

2000-2005 Bernhard Amann erreicht mit der Liste "Die Emsigen" bei den Gemeinderatswahlen 3 Mandate und bekleidete für diese Zeit den Stadtrat für Jugend in Hohenems

2001 bis laufend Gründung der „BürgerInnenInitiative für die Gleichstellung von Cannabis mit den legalen Drogen Alkohol und Nikotin“

2002-2006 Obmann der IG-Kultur Österreich

2004 Landtagswahl 2,1% für "VAU-HEUTE"

2005 Gemeinderatswahl 9,1% und zweithöchste Anzahl an Vorzugsstimmen in Hohenems

2005 bis 2010 Obmann des Prüfungsausschusses der Stadt Hohenems

2008 Obmannstellvertreter von "Legalize! Österreich"

2012 bis laufend Obmann von "Legalize! Österreich"

2012 Eröffnung des Kultur- und Aktionszentrums ProKonTra als dessen Obmann in Hohenems

2015 Vizebürgermeister und Stadtrat für Soziales und Integration in Hohenems

2015 Parlamentarische Bürgerinitiative für die Legalisierung von Cannabis mit 35.000 Unterstützungen erreicht "marginale" Veränderungen. 


Roots. Ausbildung, Weiterbildung und Neuorientierung sind die eine Seite. Verbundenheit, familiäre Traditionen, Solidarität, die andere...

Bernhard Amann ist am 21. Mai 1954 in Hohenems geboren. Er hat zwei Töchter, 5 und achzehn Jahre alt. Über die schulischen und musikalische Leistungen der "Großen" ist er stolz, wie es jeder andere Vater auch wäre. Er erinnert sich, dass seine eigenen schulischen Leistungen nicht ebenso "erwähnenswert" waren.

Dabei ist seine schulische Laufbahn für diese Zeit so typisch vorarlbergisch - und auch typisch für diese Zeit - verlaufen. Vier Jahren Volksschule folgen vier Jahre Hauptschule. In der elterlichen Landwirtschaft "studiert" er von der Kinderstube an die Landwirtschaft.

Im damaligen "Textilland Vorarlberg" folgt eine im damaligen Verständnis zukunftsorientierte Ausbildung an der Vorarlberger Textilschule in Dornbirn und Bernhard Amann schließt diese nach weiteren vier Jahren im Fach Stickerei ab. Der nunmehrige Sticker lässt sich bei der Firma Doppelmayr zum Maschinenschlosser, zum Textilmaschinenmechaniker ausbilden.

Flügge geworden wendet er sich einer anderen Ausbildung zu, die von da ab seinen weiteren Lebenslauf bestimmen wird. Er lässt sich als Hörer in die Akademie für Sozialarbeit in Bregenz einschreiben und schließt diese auch erfolgreich ab. In der Folge beschäftigt er sich auch mit einer therapeutischen Ausbildung und absolviert ein Praktikum bei dem berühmten Franco Basaglia, in seiner "Antipsychiatrie".

Es ist aber nicht etwa so, wie man glauben könnte, dass er sich von seinem Elternhaus und seiner alemannischen Prägung einfach emanzipiert hätte. Was muss das für ein Elternhaus gewesen sein? Sicher war es stark christlichsozial geprägt und dies bleiben auch die "Roots" des Bernhard Amann.

Sein Vater, Otto Amann war über viele Jahre (ÖVP-) Bürgermeister von Hohenems. Sein Onkel war der weithin wegen seiner "sozialen Ader" und seinen Bemühungen um Resozialisierung geschätzte Landesgerichtspräsident, der auch den ersten Schuldensanierungsverein ("Neuanfang") für Straffällige in Österreich geschaffen hat. Ein anderer Onkel ist ein Geistlicher, der sich für seine Sache ebenso vehement einsetzt und keine persönlichen Opfer scheut, mag man auch anderer Meinung sein.

Emsige Autonomie. Authentizität: Wann immer Bernhard Amann im Vordergrund steht, immer ist er das Sprachrohr für andere Menschen, leiht er diesen seine Arbeit.

Immer wieder hat er sich politisch hervorgetan und damit weit mehr Echo ausgelöst, als es vielen der etablierten Parteien lieb war. In allen Parteien - vielleicht mit Ausnahme der FPÖ - hat es Bestrebungen gegeben, Bernhard Amann für die politische Arbeit zu vereinnahmen. Aber auch die FPÖ hat sich zumindest einmal Bernhard Amann als "Drogenexperte" zu einem informellen Vortrag geholt. Teilnehmer berichten, dass Amanns Argumente so überzeugend waren, dass es beinahe zu einer Schlägerei unter den FP-Mitgliedern gekommen wäre.

Dabei war sein politischer Werdegang ja fast vorbestimmt. Der Sohn des Bürgermeisters Otto Amann (ÖVP) holte seine ersten politischen Sporen bei der Jungen ÖVP. Hätte er dort brav weitergemacht, säße er heute zumindest irgendwo in der landeseigenen Sozialbürokratie. Aber bei dieser "Politverdichtung", wie es Bernhard Amann nennen würde, hielt es ihn nicht lange. Parteien mit ihrem Bedarf für Kompromisse und der Politik bestenfalls Regelungen für die Betroffenen, nie aber mit diesen zu schaffen, sind für ihn kein adäquater Platz. Wer aber glaubt, Bernhard Amann wäre einfach nur im Besitz der Wahrheit, der wahren Lehre, der irrt.

Amann weiß sehr wohl um die Mächtigen und er weiß, dass das was man ihnen abgetrotzt hat, nichts als ein Schritt ist. Unermüdlich versucht er das Erreichte abzusichern. Aber auf seine Art, er setzt den nächsten Schritt. Er lobt nicht den Kompromiss, er ruht sich nicht auf ihm aus, er bindet sich daraus keinen Lorbeerkranz. Er fordert den nächsten Schritt.

Seine Arbeit zeichnet ihn aus und hebt seine Arbeit unter anderem Nützlichem hervor: Nie macht er - Bernhard Amann - irgendetwas, immer macht er es mit den Betroffenen. Er reduziert sich nicht zum erfolgreichen Veranstalter eines Rockkonzertes, er ist der hilfreiche Arm der Bands und Musikinteressierten. Er ist nicht der josefinische Sozialarbeiter für Drogenkonsumenten, er macht mit diesen einen Verein, er lässt sie sich selbst einbringen. Er ist nicht der Veranstalter eines Kulturevents sondern ein unermüdlicher Organisator der originären Bedürfnisse der Künstler und Kulturkonsumenten. Das ExpertInnendenken ist ihm gerade in sozialen Angelegenheiten ein Gräuel. Immer steht die Autonomie der Betroffenen im Vordergrund und daraus gewinnt seine Arbeit ihre schier unerschöpflichen Ressourcen.

So treibts ihn auch in die Politik. Die alltäglichen Missstände bei Behörden und Verwaltung, bei den "ExpertInnen", die Herzlosigkeit der verwalteten Sozialarbeit , erfordert seine Wortmeldung.

So sehr dabei Bernhard Amann oft das im Vordergrund stehende Sprachrohr ist, so wenig ist er der Akteur. Immer sind es andere Menschen, denen er seine Sprache leiht. Nie spricht man mit Bernhard Amann, immer mit dem von ihm vertretenen Personenkreis. Das macht ihn auch so wenig fassbar für die Politik. Was er erreicht, erreicht er nicht für sich, nicht für seinen Lorbeerkranz. Er erreicht es für andere und weiß ganz genau, dass es oft nur Millimeter sind. Und schon macht er sich an die nächsten Millimeter.

So waren die Betroffenen der hinterwälderlischen Kultur- und Jugendpolitik in Hohenems Anlass für die Gründung der "Emsigen". Bernhard Amann ist dabei aber immer nur ihr emsigster Sprecher. Und eine derartige Betroffenenorientiertheit ist das Einzige, das ihn möglicherweise hervorhebt und abhebt. Und auch diese Hervorhebung will er nicht. Oft genug bemängeln die Menschen um ihn, dass er sich dem Fanklub als Idol entzieht, dass er nicht Führer und Leithammel sein will. Er ist und bleibt nur einer von ihnen. Nichts weiter.

Handlungsfelder. Die Handlungsfelder von Bernhard Amann: Jugend, Kultur, Drogen, Radio, Wohnen, Politik... Aktionsfelder aus Interessen und Bedürfnissen der Menschen.

Wo immer Bernhard Amann ein Aktionsfeld vorfindet, organisiert er Interessen und Bedürfnisse. In der Dunkelheit provinziellen Denkens bedarf es dabei oft des Sensoriums einer Fledermaus. Aber wo immer Bernhard Amann aktiv wird, geht auch ein Licht an, so viele auch damit beschäftigt sein mögen, den Stecker zu ziehen.

Kaum zum Vorsitzenden des Dachverbandes der Vorarlberger Jugendzentren gewählt, organisiert er Demonstrationen für ein autonomes Jugendzentrum in Dornbirn, gegen Veranstaltungen des NDP-Aktivisten Burger, gegen die unseriöse Berichterstattung einer einflussreichen Zeitung.

Er leitet über den Dachverband eine gesamtgesellschaftliche Kritik der Spießbürgerpolitik des seinerzeitigen Landeshauptmannes Kessler ein. Das fordert die scheinbar "Mächtigen" heraus. Kessler streicht die Zuschüsse des Landes an den Dachverband: "Der Dachverband bekommt nur dann wieder Zuschüsse, wenn Bernhard Amann zurücktritt." Die Betroffenen - und mit ihnen Amann - weichen der Erpressung nicht! Mitte der achtziger Jahre erfolgt eine bis heute gültige Förderordnung: Die Jugendzentren erhalten ein Drittel des Jugendbudgets. Auch ein Ergebnis der aufrechten Haltung der Leute in den Jugendzentren, die sich nicht der ÖVP-Forderung gebeugt hatten.

Die Bevormundungspolitik der offiziellen Stellen, der Beratungs- und Therapieeinrichtungen veranlasst Bernhard Amann 1979 zur Gründung einer Selbsthilfeinitiative für eine humane Drogenpolitik und für das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Menschen, aus der u.a. die niedrigschwellige Anlaufstelle für GebraucherInnen illegaler Substanzen (EX&HOPP) hervorgeht, die erste dieser Art in Österreich. Entkriminalisierung steht auf der Tagesordnung, dass dies im hinteren Wald etwas schwieriger zu diskutieren ist als in erlauchten akademischen Gesprächsrunden, ist verständlich. Doch Bernhard Amann arbeitet emsig. Er glaubt an die Vernunft und an die Menschen.

Seit "seinem" ersten Rockkonzert ist Bernhard Amann in der Kulturpolitik engagiert. Als Obmann des Vereins "Transformer" betreibt er die Idee ein interdisziplinäres Kultur- und Kommunikationszentrum zu errichten. Nach einem Clinch mit dem damaligen Landesrat Guntram Lins wird der Verein aufgelöst und der Kulturverein "Transmitter" gegründet.

Das alljährlich folgende Kulturfestival sorgt für Furore: Gottfried Bechtold, Schlingensief, Flatz, Signer, Alleman, Artmann, Goldt, sind nur ein kleiner Auszug jener Künstler, die hier mitarbeiten und manchmal "lange vor der Zeit" zum ersten Mal in der österreichischen Kulturszene auftreten. Niemand in Vorarlberg kannte noch einen "Schlingensief", als dieser schon in Hohenems "gastierte".

Aber auch die Medien interessieren Amann. Nicht etwa zur Selbstdarstellung. Auch nicht nur wegen der Monopolisierung der Nachrichten. Medien sind für ihn auch kulturelle Erzeugungen, Leistungen. Er engagiert sich für einen freien Radiosender. Einmal wird er gemeinsam mit anderen in den nahegelegenen Schweizer Bergen wegen des Betriebes eines illegalen Senders von den Schweizern festgenommen. Heute sendet Radio Proton.

Wer meint, Bernhard Amann sei nur ein aufmüpfiger Sozialarbeiter, der dies alles aus der Sicherheit eines gutdotierten Jobs, mit Abfertigungs- und Rentenanspruch, mit Kündigungsschutz ja Pragmatisierung bewirkt, der irrt. Seine und der Betroffenen Autonomie hat ihn jeweils gehindert, einen abgesicherten eigenen Fressnapf anzustreben oder zu ergattern, so oft ihm auch solche Möglichkeiten angeboten wurden. Bernhard Amann verdient seinen Lebensunterhalt als Selbständiger.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bernhard Amann beantwortet heute ihre Fragen.

Link: Die Meinung der VN-Leser ist gefragt - Vorarlberger Nachrichten | VN.at Link: Partei JETZT - Gerechtigkeit | Kontrolle | Klimasc...